Praxisbeispiele

Strategisches Vorgehen bei der Entwicklung der Stadt Ebermannstadt

Das Mittelzentrum Ebermannstadt in der Fränkischen Schweiz hat seit 2014 seine Entwicklung gezielt strategisch vorangetrieben: Zunächst war in einem breit angelegten Beteiligungsverfahren das Bewusstsein geschaffen worden, dass Veränderungen notwendig sind, damit Ebermannstadt attraktiv und lebenswert bleibt. Gemeinsam wurde vom Stadtrat, von der Verwaltung, der Bürgerschaft und den Nachbarkommunen die Generationenaufgabe eines Gesamtentwicklungskonzeptes mit passenden Werkzeugen definiert. Der Stadtrat fasste als ersten Schritt entsprechende Grundsatzbeschlüsse. Schwerpunkte bildeten hierbei der Vorrang der Innenentwicklung und ein Kommunales Flächenmanagement. 

 

Auch innerhalb der Verwaltung wurden die Prozesse und Kompetenzen dem Konzept angepasst und es wurde Fachpersonal aufgebaut. So gelang es in der relativ kleinen Gemeinde (7.000 Einwohner) mit entsprechend kleiner Verwaltung, ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) durchzuführen sowie ein Kommunales Flächenmanagement, ein Leerstandsmanagement und ein Zentrenmanagement zu etablieren. Zahlreiche Bebauungspläne wurden optimiert, das Ebser Baulandmodell und ein Einheimischenmodell eingeführt. 

 

Es wurde aber nicht nur geplant, sondern auch umgesetzt: Durch Nutzung der Unterstützungsangebote des Freistaates, wie der Programme für ländliche Entwicklung, Dorferneuerung und Städtebauförderung, konnten beispielsweise Brachflächen aktiviert werden, Nachverdichtungen von Baugebieten erfolgen und Leerstände beseitigt werden. 

 

 

Konkret wurde der Fokus auf die Stärkung der Innenstadt gelegt

Ein zentral liegendes Nahversorgungszentrum bringt Frequenz, private Eigentümerinnen und Eigentümer sanierten ihre Gebäude, motiviert durch Förderungen und Sanierungsberatungen. Eine ehemalige Schreinerei wurde zu einer beliebten Veranstaltungsstätte für Jung und Alt. Eine Gestaltungsrichtlinie sorgt für eine qualitätvolle Möblierung des öffentlichen Raums. Anspruchsvoller Wohnungsbau mit 28 Einheiten auf einem ehemaligen Gärtnereigelände erhöht den „Wohnungsmix“ im Inneren des Kleinstädtchens. 

 

Diese strategische Ausrichtung der Stadt, explizit innerstädtische Räume zu aktivieren und aufzuwerten, anstatt nach außen zu expandieren, ermöglichte es Ebermannstadt, auch in der Energiewende aktiv zu werden: Eine 20 Hektar große Freiflächen-PV-Anlage entstand, deren Stromerzeugung dem Verbrauch von über 7.000 Haushalten entspricht. Für eine direkte Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger wurde ein Teil der Investitionskosten durch Bürgerdarlehen finanziert. Unter Berücksichtigung der übrigen Stromerzeugung beträgt die bilanzielle Eigenversorgungsquote der Stadt Ebermannstadt bereits 80 Prozent. Bereits seit 2008 versorgt ein Heizwerk, betrieben mit regionalen Waldholzhackschnitzeln, die Schulen, das Krankenhaus, einen Industriebetrieb und einige Wohnhäuser über ein Nahwärmenetz. 2024 wurden weitere 28 Wohneinheiten an das Nahwärmenetz angeschlossen. Die nächsten Erweiterungsschritte der Nahwärmeversorgung sind bereits in Planung.

 

Parallel plant Ebermannstadt einen Bürgerwindpark in kommunaler Zusammenarbeit mit der Nachbarkommune. Ein Erfolg versprechendes Vorgehen: Nicht nur, dass die Gemeinde damit aktiv die Energiewende mitgestaltet und der Erderwärmung entgegenarbeitet, auch profitiert die Kommune von den Konzessionsabgaben und Steuereinnahmen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich finanziell beteiligen können, um von ansehnlichen Erträgen zu profitieren.   

 

 

„Nur wer den Hafen kennt, ist vor jedem Wind gewappnet. Das geht nur mit einem strategischen Gesamtkonzept. Unsere Aufgabe als Kommune ist es, als Vorbild voranzugehen und den Privaten eine Tanzfläche zu bieten, damit sie auch im Sinne des Allgemeinwohls agieren können.“ 


- Christine Meyer -
Bürgermeisterin Ebermannstadt